Lebenslauf

Mein Name ist Micha Fohl. Geboren bin ich am 6. November 1983 in Görlitz. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in Kodersdorf, einem kleinen Ort in der Nähe meiner Geburtsstadt. Unserer christlichen Familie ging es hier immer sehr gut. Die Schule, in welcher ich ab 1989 die ersten zwei Jahre unterrichtet wurde, war in einem fantastischen Schloss untergebracht. Genauso wie man sich es vorstellen würde, wäre davon in einem Märchen die Rede. Vier Türme bildeten die Ecken des quadratischen Grundrisses und waren gekrönt von kupfernen, mit Grünspan überzogenen und glockenförmigen Kuppeln. Von einiger Entfernung aus konnte man Diese schon durch die Bäume des kleinen, aber dichten Schlossparks sehen. Der Zufahrtsweg führte bis direkt vor die riesige schmiedeeiserne Eingangstür, durch deren kleine Glasfenster man in die große marmorvertäfelte Halle schauen konnte. Trat man durch sie hindurch, eröffnete sich einem ein grandioser Blick über die etwa dreißig Meter voraus liegende Terrasse, auf den Teich. In der Nähe des Teichs befand sich eine kleine Grotte. Eigentlich recht unspektakulär, wären da nicht die tausend kleinen Schauergeschichten die Jahr für Jahr von den Schülern überliefert wurden. Nicht, dass ich dies schon damals zu würdigen wusste, umso mehr erfüllt mich heute der Gedanke daran mit Stolz. Schöne Erinnerungen verbinde ich mit dieser Zeit, was, wenn ich es mir recht überlege, wohl jeder von seiner Kindheit behaupten würde. Meine Mittlere Reife erlangte ich in einer weitaus ungraziöseren Bildungseinrichtung, der damaligen „Hans-Baimler-Realschule“ in Kodersdorf. Über diesen „Prachtbau“ mehr als zwei Zeilen zu verlieren wäre eigentlich nicht der Mühe wert. Ich will es dennoch tun. Ein Klotz, etwa zwanzig Fenster ordentlich in einer Reihe. Das gleiche noch dreimal, aber oben darüber. Unten noch eine Treppe mit Tür. Märchenhaft, oder? Und trotzdem, auch hier erduldete ich alles planvoll und pflichtgemäß. Umso kreativer wurde meine Freizeitgestaltung zu Hause. Damals, ich erinnere gern daran – Internet, geschweige denn Computer oder Smartphone waren noch Hexenwerk – werkelte ich sehr viel herum. Hauptsache irgendetwas wird gebaut, umgestaltet, verunstaltet, weggerissen, abgerissen, umgestülpt, verdreht, geklebt, bemalt oder sogar ab und zu auch mal fertiggestellt. David – mein mittlerer Bruder – baute mit mir so Einiges aus so Einigem. An was ich mich im Besonderen erinnere, ist ein tolles Floß. Den schwimmfähigen Untersatz bildete eine große Tür unter die zwei Traktorreifen gespannt wurden. Auf diese Grundfläche passte genau ein Zelt, welches wir auch darauf montierten. Von nun an machten Tom Sawyer und Huckleberry Finn den grob geschätzt acht Meter breiten Dorfbach unsicher. 

Nachdem ich 2000 meine letzten Zeugnisse in besagter  Bildungseinrichtung bekommen habe, begann für mich eine neue Ära. Die, der Ausbildung. In Freital – nahe Dresden – begann für mich nun der Ernst des Lebens. Die Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten. Für zwei Jahre sollte dies der Hort der Zukunft für mich sein. Ich – der arme Kleine, der Jüngste der Familie – musste nun raus in die böse gefräßige Welt. Zum damaligen Zeitpunkt - muss ich heute gestehen - hatte ich noch nicht den Charakter und die persönliche Reife, um zu begreifen, welchen Wert diese Ausbildung für mich haben muss. Zu behaupten, ich wäre mit meinen Ergebnissen unzufrieden, wäre falsch und dennoch hätte ich die Zeit als wichtiger begreifen müssen, um sie besser zu nutzen. Das gestalterische Feuer brannte jedoch heftig, Reife hin oder her. Am intensivsten war meine Arbeit in Computerdesign mit Programmen wie Adobe Illustrator und Photoshop. Grafikdesign, Gestaltungslehre, Drucktechnik und Farbenlehre genossen aber auch meine vollste Aufmerksamkeit. Mir gelang sogar parallel zur Ausbildung eine Zusammenarbeit mit einer Skateboardfirma genannt „Rollmops-Skateboards“. Ich durfte einige Shirts entwerfen, welche dann auch in guter Stückzahl gedruckt wurden. Auch und eben weil ich gerade mein Interesse für Rollbrettfahren entdeckt hatte, war ich sehr stolz. Nach erfolgreichem Abschluss meiner Ausbildung 2002, holte ich in einem anschließenden Jahr meine Fachhochschulreife nach. 

Die Zeit in der „Fremde“ war gerade vorbei, als ich 2003 dem Kriegsdienst entsagte und meinen Dienst als Zivi antrat. In der „Förderschule für geistig Behinderte“ in Uhßmannsdorf lernte ich neue Seiten an mir kennen. Eine doch sehr schöne Zeit, in der ich angeblich Selbstverständliches neu zu Schätzen gelernt habe. Vor allem wurde mir dort bewusst, dass mir der Umgang mit Menschen sehr wichtig ist. 

Im Anschluss an die Zeit als Zivildienstleistender bekam ich leider keinen Arbeitsplatz als Grafischer Mitarbeiter. Somit musste ich mich nach etwas anderem umsehen. So kam es, dass ich 2004 bei McDonalds in Görlitz angefangen habe. Vorübergehend – wie ich mir damals dachte – werde ich das schon schaffen. Nun ja, vorübergehend ist ja ein dehnbarer Begriff. So sind es dann doch schon viele Jahre geworden. Aber ich habe diese Zeit gut genutzt, im privaten, wie im beruflichen. Durch mein Engagement wurde mir nach einem halben Jahr eine Ausbildung zum Schichtführer angeboten, welche ich nun auch ausfülle. Für mich ein Zeugnis für meine Flexibilität, Belastbarkeit und Vielseitigkeit. Dennoch war ich auch im Privaten nicht untätig, denn ebenfalls 2004 kam ich mit meiner Frau zusammen. Meiner mangelnden Zeit und dem wachsenden Interesse an unserer Partnerschaft war es geschuldet, dass ich kaum noch zum Skaten kam. Außerdem bekam ich in meiner Kirchengemeinde in Görlitz ein Amt als Priester, welches ich zwar gerne annahm, meinem Terminkalender allerdings nicht gerade mehr leere Seiten bescherte. Nichtsdestotrotz, ich übernehme auch dieses Engagement gerne. Durch unsere Kinder, Clara und Emil, ist unsere Familie mittlerweile auch auf vier Personen angewachsen

Meine Freude an der Schönheit der Dinge ist immer noch ungebrochen. Ich kann nicht ohne eigene kreative Ideen sein. Die Gedanken drehen sich ständig um kleine Projekte oder zukünftige Vorhaben. In letzter Zeit kombiniere ich gerne alle kreativen Gewerke. Sei es die Produktgestaltung, oder die multimediale Präsentation der gestalteten Projekte. Es entsteht fast immer in meinem Kopf. Ideenklette habe ich gegründet, um alle Ideen zu bündeln und mich selbst zu zwingen, fokussierter zu arbeiten. Vorher wäre mir manchmal wegen des kreativen Chaos`in meinem Kopf, die Birne geplatzt. Der Neologismus “Upcycling” läßt sich auf viele meiner Projekte anwenden, ohne dass ich mich daran klammern will.

Ich wünsche uns allen einfach viel Freude, beim Teilen der Ideen.

Alles Liebe,

Micha Fohl